Sinn und Zweck von Schwefeldioxid – 15-jähriges Verkostungsexperiment bei unterschiedlichen SO2-Mengen

Veröffentlicht am 2018-05-28

Sinn und Zweck von SO2
Über Schwefeldioxid wurde bereits allerlei behauptet. Für einige gehört es verbannt, für andere ist es die Erlösung für instabile Gärungen.
Aufgrund seiner antiseptischen, antibakteriellen und antioxidativen Eigenschaft ist es die Vollkaskoversicherung für riskante Weinbereitungen und verheißt eine lange Haltbarkeit. Wird es sorglos verwendet, kann es aber auch viele Unannehmlichkeiten mit sich bringen.

Um die Qualität des Weines beurteilen zu können, mussten wir ihn mit unterschiedlichen SO2-Dosen versetzen.
Für den auf mehrere Jahre angelegten Test stellte uns das Weingut Domaine de Gressac(1), das seit 1970 ökologischen Weinbau betreibt, die Cuvée Classic’, Vin de Pays du Gard Rouge 2003, zur Verfügung.
Am 23.06.2005 wurden nach einem Ausbau von 20 Monaten sechs Proben entnommen (aus je sechs Flaschen). Neben der ungeschwefelten Vergleichsprobe wurden die anderen Proben direkt vor der Flaschenabfüllung mit 25, 50, 75, 100 oder 160 mg SO2/Liter versetzt.

Etwas mehr als vier Monate nach der Schwefelung, am 8. November 2005, kam eine Jury bestehend aus Fachleuten und Verbrauchern zusammen, um die Qualität zu bewerten. Der gleiche Test wurde ein Jahr später im November 2006, dann im Februar 2009 sowie im Jahr 2013 und schließlich 2017 wiederholt. Die Rangfolge ist eindeutig:

Zugesetztes SO2

0  

25  

50  

75  

100  

160  

Rangfolge 2005

1

4

3

2

5

6

Rangfolge 2006

2

1

3

4

6

5

Rangfolge 2009

4

6

1

1

3

5

Rangfolge 2013

1

4

3

2

5

6

Rangfolge 2017

4

2

1

 

5

3

Durchschnitt

2

3

1

 

4

5


Der Test ergab, dass eine Zugabe von SO2 in „hohen“ Dosen (100 und 160 mg) die Genießbarkeit des Weines schmälert bzw. für eine unangenehme Note sorgt. Die Probe mit 0 mg nimmt dauerhaft einen Platz unter den Besten der Rangliste ein und erzielt zum Teil extreme Bewertungen, wobei die Qualität beim dritten Test 2009 und in 2017 nachlässt. Die Probe mit 50 mg liegt knapp vor der 0-mg-Probe. Die mit 75 mg zugesetzte Probe erzielt im Laufe der Zeit bessere Ergebnisse, während die Bewertung der ersten zwei Tests „durchschnittlich“ bzw. sogar „schwach“ ausfiel. Diese Probe wurde 2017 nicht präsentiert. Die Bewertung der 25-mg-Probe ist am unregelmäßigsten und nimmt in zwei aufeinanderfolgenden Tests erst Platz 1 und dann Platz 6 ein (?).

Zur Information hier eine Übersicht über den jeweils maximal zulässigen SO2-Gehalt:

 

Bio-Standard

EWG

Rotwein

100

160

Weiß- oder Roséwein

120

210

Botrytisierter Likörwein

360

400


Das Experiment wurde von Thierry Morvan und Pierre Guigui durchgeführt